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Früher war alles besser!

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Findest du nicht auch? Ja, das kommt sicher darauf an, wann „früher“ für dich war. Für manch einen – ich verwende hier übrigens generell die männliche Form, weil ich das früher so gelernt habe und es damit für mich einfacher ist (einfach hab ich einfach gern) – also: für manch einen, ist früher ja gerade mal heute morgen gewesen. Und je nachdem, wie der Abend davor war, ist „früher“ dann nicht alles besser gewesen. Obwohl früher vor früher dann vielleicht doch. Jetzt wird’s kompliziert. Und das mag ich nicht, weil ich es ja gerne einfach habe. Also verlassen wir hier und jetzt diesen eher philosophischen Blick auf das „Früher“ und wenden uns dem zu, was ICH mit „früher“ meine. VIEL früher! So vor ungefähr fünfunddreißig bis vierzig Jahren. Dem aufmerksamen Leser ist es aufgefallen. Damals hat man Zahlen noch ausgeschrieben. Und nicht nur Zahlen. Auch Wörter und Sätze. LOL! Unglaublich aber wahr. Wer jetzt darauf wartet, dass ich auf das „Gender-Gleis“ abbiege und mich auf’s Glatt-Gleis begebe, den muss ich leider enttäuschen. Dieses Thema habe ich mit meinem einleitenden Statement bereits für mich (und dafür auch für dich als Leser) abgehakt. Hier geht es um wichtigeres! Nämlich um das, was früher besser war. Also solche Dinge, wie den Commodore 64, den Walkman und CD-Player, Videotheken, Mofas, Maxi-Singles, Kadett C, Pommes mit Sauce, Italo Boot Mix, blondierte Haare, Schulterpolster, Adidas Allround, den Zauberwürfel, Rollschuhe und MTV. Und sicher noch vieles mehr. Mir fallen da noch Themen ein, die weit abseits von „alles besser“ kursieren: Tschernobyl, der eiserne Vorhang, SS20 und Pershing, Heysel-Stadion usw. Aber um ehrlich zu sein: bis auf diese drei oder vier ist bei mir nicht viel hängen geblieben. Auch das war früher besser. Du hast vieles – fast alles – einfach gar nicht mitbekommen. Und wenn überhaupt, dann höchstens, wenn du Zeitung gelesen, oder täglich die Tagesschau verfolgt hast. Was eher ein Thema für unsere Eltern war, nicht für uns. Den berühmten Sack Reis, der in China umfällt, den gab es für uns nicht. Und das war schön! Wer es jetzt noch nicht geschnallt hat: das waren die Achtziger. Neue Deutsche Welle, fürchterliche Klamotten und Frisuren, Boris Becker, Helmut Kohl, Magnum (nein, nicht das Eis!) und Céline Dion (die hat 1988 den ESC für die Schweiz gewonnen – wer hat’s gewusst? Ach ja, der ESC hieß damals übrigens noch „Grand-Prix Eurovision der la Chanson“). Am Ende der 80er kam dann der große Knall mit dem Mauerfall. Der Mauerfall war aber keineswegs das Ende dieser Epoche. Das Ende kam erst einige Jahre später und hieß nicht „Mauerfall“. Es hieß „Internet“, oder größer gesponnen: „Globalisierung“. Was ich hier von mir gebe, wäre ohne das Internet vermutlich nicht möglich. Aber vermutlich auch nicht nötig. Die Globalisierung ist nur durch diese technische Innovation möglich geworden. Dabei ist das Internet die Kernspaltung der Vernetzung. Nur werden die negativen Seiten dieser Erfindung heute wesentlich seltener und wesentlich weniger heftig in Frage gestellt und diskutiert, als die Erfindung der Kernspaltung. Dabei hat die Globalisierung inzwischen vermutlich hundert, tausend oder hunderttausend mal mehr Leben gefordert, als die Atombombe. Selbstverständlich hat sie auch ihre positiven Seiten, wie die Kernspaltung auch. Wissen steht nahezu global zur Verfügung. Die weltweite Vernetzung ermöglicht es, Probleme schneller in den Griff zu bekommen (siehe Corona) und durch die Globalisierung können wir die hinterletzten Ecken unseres Planeten noch, mit was auch immer, erreichen. Volkswirtschaftlich gesehen ist das natürlich ein „Big Bang“. Leider haben wir die Auswirkungen auf unsere Umwelt – wie auch bei der Kernspaltung – lange ignoriert. Zwischen 1990 und 2020 sind die globalen CO2 Emissionen um über 65% gestiegen. Während wir uns 1985 noch mit dem Waldsterben (durch „sauren“ Regen) und dem Ozon-Loch beschäftigt haben, haben uns die Folgen der Globalisierung schlicht und ergreifend den Boden unter den Füssen weggezogen. Lokale Massnahmen laufen weitestgehend ins Leere und globale Massnahmen sind quasi nicht umsetzbar. Auch die Auswirkungen von Seuchen, wie beispielsweise Corona, wurden durch die Globalisierung extrem beschleunigt. Ok, da kann das Internet jetzt vermutlich nicht so viel dafür, denkt man. Aber was genau hat denn zu der extremen Ausbreitungsgeschwindigkeit dieses Virus beigetragen? Genau: der globale Flugverkehr. Und dass der seit den Neunzigern so viel günstiger geworden ist und damit so viel häufiger genutzt wird, hängt womit zusammen? Genau: mit dem Internet. Die Anzahl der jährlichen Personenkilometer im Flugzeug hat sich zwischen 1980 und 2018 ungefähr verachtfacht und wird sich, nach heutigen Prognosen, bis 2040 verzwanzigfachen. Ohne das Internet wäre das niemals möglich. Mit allen Vor- und Nachteilen. Noch ein Beispiel gefällig? Bis Mitte der 90er Jahre hat die deutsche Automobil-Industrie strategisch das Ziel verfolgt, ihre Fahrzeuge möglichst verbrauchsarm zu entwickeln. Themen wie Gewichtsreduktion und Aerodynamik standen ganz oben in den Lastenheften der Hersteller. Ein Audi 100, oder ein 3 Liter Lupo von VW. Der Audi war 1982 die „strömungsgünstigste Serienlimousine“ der Welt mit einem cw-Wert von 0,3. Heutige Serienfahrzeuge liegen da kaum darunter. SUV oft sogar höher. Ein Audi Q5 beispielsweise schafft gerade mal 0,33 und verbraucht im Schnitt knapp 6,5 Liter auf 100 km. Klar der ist größer, schwerer, sicherer usw. Schlussendlich ist er das Ergebnis der Globalisierung. Als die Automobil-Hersteller in den 90ern die globalen Automärkte für sich entdeckt haben, haben sich auch die Anforderungen an die Fahrzeuge massiv verändert. In den globalen „Trend“-Märkten USA, China und Russland (damals noch) hat sich niemand für den cw-Wert, oder den Verbrauch eines Kfz interessiert. Hier zählt Status. Big is beautyful. BMW bietet bis heute auf dem amerikanischen Markt keine Diesel- und kaum Vierzylinder-Modelle an. Einen Einser-BMW sucht man vergebens. VW bietet hier den Golf ausschliesslich als „R“ oder „GTI“ an. Nix mit drei Liter.

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